Eigene Apps im Unterricht entwickeln mit dem App Inventor
Smartphones sind super beliebt. Laut JIM Studie (vgl. MPFS, S.5) verfügen mit über 98% nahezu alle deutschen Jugendlichen über ein Smartphone im Haushalt. Die Bedienung ist leicht und intuitiv, aber wie die genutzten Apps funktionieren, wissen die wenigsten. In diesem Artikel wollen wir euch den App Inventor vorstellen, mit dem ihr – gemeinsam mit euren SchülerInnen – kinderleicht eigene Apps programmieren könnt.
Was ist der App Inventor?
Der MIT App Inventor ist eine browserbasierte Möglichkeit eigene Apps zu entwickeln. 2012 wurde er vom MIT wieder veröffentlicht und seither gepflegt. Ähnlich wie bei Scratch werden hier grafische Blöcke zusammengefügt, um eine Anwendung zu programmieren. Im Gegensatz zu Scratch können mit dem MIT App Inventor jedoch eigene Apps programmiert werden, die auch auf dem eigenen Smartphone getestet werden. Die grafische Programmierung hilft dabei ohne Vorkenntnisse zu programmieren und Tippfehler im Code zu vermeiden. So können Jugendliche mit starkem Lebensweltbezug in die Welt der Programmierung eintauchen und Selbstwirksamkeit erleben. Aufgrund seines Umfangs und der Notwendigkeit einer Einarbeitung in die grafische Programmiersprache sowie Layout empfehlen wir den MIT APP Inventor ab Klassenstufe 8.
Die erstellten Apps lassen sich sowohl auf Android als auch iOS Geräten testen.
Eine praktische Einführung zum App Inventor geben wir euch mit diesem Video.
Was kann man mit dem App Inventor machen?
Mit dem MIT App Inventor kann man ziemlich viele coole Dinge anstellen. Hier geben wir euch eine Übersicht über einige großartige Unterrichtsunterlagen, mit denen ihr mit euren SchülerInnen Apps programmieren könnt.
1. App Camps Unterrichtsmaterialien zum App Inventor: Einstieg in die App Entwicklung
Diese Unterrichtsmaterialien sind für 4 Schulstunden à 90 Minuten geeignet. In jeder Sitzung programmieren die SchülerInnen eine andere App. Jede Sitzung besteht aus einem Startvideo, Lernkarten und einem Abschlussvideo.
Die Materialien können fächerübergreifend genutzt werden. Für Informatik eignen sich alle Unterlagen. Die Zeichen-App kann z. B. im Kunstunterricht programmiert werden und die Wahrheitskugel-App eignet sich z. B. für den Matheunterricht zum Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung.
1. App Katze
In der ersten Sitzung machen sich die SchülerInnen erst einmal mit dem App Inventor vertraut und programmieren eine erste, einfache App.
2. App Wahrheitskugel
In der zweiten Lektion geht es darum, aus einer Liste eine zufällige Antwort auszuwählen und die App sprechen zu lassen. Im Abschlussvideo wird erklärt, wo uns Listen im Alltag begegnen und warum sie auch in der Programmierung wichtig sind.
3. Zeichenapp
Hier entwickeln die SchülerInnen eine Zeichenapp. Sie können die Farben auswählen, die Pinselstärke einstellen, radieren oder das Bild ein einer Datenbank speichern.
4. App Spiel
In der vierten und letzten Sitzung wird ein Spiel entwickelt. Die SchülerInnen steuern die Figur über Buttons. Die Punkte werden gezählt und einen Timer gibt es auch.
2. Unterrichtsmaterialien der Lehrerfortbildung Baden-Württemberg
Auf dieser Seite finden sich verschiedene Arbeitsmaterialien, um den MIT App Inventor spannend im Unterricht zu behandeln. Sie sind für die Klassenstufe 8 geeignet.
Froschhüpfen
Mit Hilfe dieser gelungenen Unterlagen lassen die SchülerInnen zunächst einen selbstgebastelten Frosch hüpfen und notieren seine gesprungenen Weite. Danach programmieren sie das Ganze mit Hilfe des App Inventors.
Mit diesem Material lernen die SuS wichtige Grundlagen zum Thema Algorithmen. Neben dem Informatikunterricht könnt ihr diese Unterlagen z. B. im Biologie- oder Matheunterricht einsetzen.
Einarmiger Bandit
Auch bei diesen Materialien geht es um das Thema Algorithmen. Hier programmieren die SchülerInnen einen einarmigen Banditen (Spielautomat, bei dem ein Hebel auf einer Seite nach unten gedrückt wird). Das Prinzip des einarmigen Banditen ist, dass die Spielerin oder der Spieler gewonnen hat, wenn 3 gleiche Bilder angezeigt werden. Die SchülerInnen können sich hier kreativ austoben, die Bilder selbst wählen und unterschiedliche Ideen umsetzen (z.B. höherer Schwierigkeitsgrad, größere Anzahl unterschiedlicher Bilder, etc.).
Genau wie mit der Wahrheitskugel-App könnt ihr die SchülerInnen mit dem Einarmigen Banditen wunderbar in das Thema Wahrscheinlichkeitsrechnung einführen.
3. Unterrichtsmaterialien von Fobizz
Auch auf der Seite von Fobizz finden sich viele Unterrichtsmaterialien zum App Inventor. Diese 3 kostenlosen Arbeitsunterlagen gefallen uns besonders gut.
Schere Stein Papier im App Inventor
Mit Hilfe dieser Unterlagen für den Unterricht (empfohlen ab Klasse 8) programmieren die SchülerInnen das Spiel „Schere Stein Papier“. Ihr solltet 180 Minuten für die Bearbeitung der Unterlagen einplanen. Die SchülerInnen sollten bereits mit dem App Inventor vertraut sein und seine grundlegenden Funktionen kennengelernt haben.
App Inventor, mittelalterliche Stadtführung
Diese Arbeitsmaterialien sind für die Klassenstufe 5-8 empfohlen. Ihr solltet für sie etwa 2-4 Wochen einplanen. Die SchülerInnen erstellen eine Stadtführung zum Thema Mittelalter. Dafür erarbeiten sie zunächst Texte und Podcasts zu den Sehenswürdigkeiten einer Stadt. Danach programmieren sie die App gemeinsam. Das Projekt wird in Gruppenarbeit durchgeführt.
Auch diese Unterlagen könnt ihr fächerübergreifend einsetzen. Unsere Idee: Die SchülerInnen lernen im Geschichtsunterricht die Geschichte der Stadt kennen, in der oder in dessen Nähe sie leben. Oder ihr bereitet mit den Materialien die Klassenfahrt in eine Stadt vor.
Geschichten zum Leben erwecken mit App Inventor
Die SchülerInnen schreiben zunächst eine eigene Bildergeschichte, zeichnen dazu Bilder, bzw. suchen passende aus dem Internet. Danach erwecken sie ihre Geschichte mit dem App Inventor zum Leben. Mit der App, die sie in Partnerarbeit programmieren, kann die Bildergeschichte der Reihe angeklickt werden. Die Unterlagen sind die Klassenstufe 5/6 empfohlen. Zum Bearbeiten der Unterrichtsmaterialien benötigt ihr 90 Minuten.
Dieses Material ist wieder fächerunspezifisch. Wir mögen das besonders, weil ihr so selbst entscheiden könnt, in welcher Form ihr die Unterlagen einsetzt.
Aber das ist noch nicht alles: Viele weitere tolle Unterrichtsmaterialien zum App Inventor von Fobizz findet ihr hier.
4. App Inventor Material von biologie-unterricht.com
Auf dieser Seite lernen SchülerInnen eine App und zwar den Launometer zu programmieren. Anhand 3 verschiedener Strichgesichter kann die jeweilige Laune dargestellt werden. In einer Schritt-für-Schritt-Galerie erfahren die SchülerInnen wie sie vorgehen müssen, um die App zu erstellen.
Wir finden: Eine richtig schöne Möglichkeit um in die Thematik App Inventor einzusteigen.
5. Tutorials auf der Seite des MIT App Inventor
Auch auf der offiziellen Seite des MIT App Inventor finden sich viele tolle Unterlagen (auf Englisch), die ihr im Unterricht mit euren SchülerInnen verwenden könnt. Hier unsere Auswahl derer, die wir besonders klasse finden, aber stöbert gerne selbst nochmal in den Materialien.
Mole Mash
Die SchülerInnen programmieren mit dem App Inventor ein einfaches Maulwurfspiel. Auf der Seite gibt es ausführliche Erklärungen, was die SchülerInnen tun müssen, um das Spiel zu programmieren. Schwierigkeitsgrad: leicht.
Bei dem Maulwurfspiel geht es wieder um das Thema Algorithmen. Mit dem Spiel könnt ihr auf lustige Weise in das Thema einsteigen. Welche SchülerInnen sind am schnellsten und fangen am meisten Maulwürfe?
Fake Voices Tutorial
In diesem Tutorial lernen die SchülerInnen eine Fake Voices App zu programmieren, mit der sie seltsame Stimmen erstellen können. Zum Start gibt es bereits etwas Code, so dass die SchülerInnen nicht komplett bei Null anfangen müssen. Für euch Lehrkräfte gibt es begleitend Informationen über die ethischen Aspekte von Deep Fake, um sie mit euren SchülerInnen im Unterricht zu besprechen. Zum Bearbeiten der Unterlagen benötigt ihr 3 x 50 Minuten. Geeignet für Klassenstufe 9-12.
Neben dem Thema Deep Fake könnt ihr die App auch im Unterricht des darstellenden Spiels oder in der Theater AG einsetzen. Eure SchülerInnen lernen so erste Aspekte zum Thema Medientechnik.
6. Zusatzqualifikation Informatische Grundbildung
Wenn ihr den App Inventor praktisch in einem Webinar kennen lernen wollt, könnt ihr euch für die Zusatzqualifikationen Informatische Grundbildung und unsere kostenfreie Webinare anmelden.
Die Zusatzqualifikation Informatische Grundbildung richtet sich an Lehrkräfte, Lehramtsstudierende und ReferendarInnen, die über einen Zeitraum von 8 Wochen in Webinaren, Online-Fortbildungen und Projekten wichtige Grundlagen der Informatik, sowie geeignete digitale Werkzeuge für den Einsatz in der Schule kennenlernen. Das Gelernte können sie dann direkt auf den Unterricht übertragen. Unsere kostenlosen Zusatzqualifikationen bieten wir zusammen mit unserem Partnerunternehmen Fobizz an!
Ihr möchtet zu der Zusatzqualifikation erstmal ein paar Infos Meinungen einholen? In diesem Blogartikel berichten wir über die Zusatzqualifikation Informatische Grundbildung aus dem letzten Jahr. Im Artikel geben wir euch einige Zahlen und Fakten, stellen tolle Unterrichtsmaterialien vor, die in der Zusatzqualifikation entstanden sind und zeigen euch Feedback von Teilnehmenden.
Feedback zu unseren App Inventor Unterrichtsunterlagen
Viele Lehrkräfte arbeiten schon mit unseren App Inventor Materialien und sind total begeistert. Hier sind einige der Feedbacks, die wir erhalten haben.
„Ich sitze hier gerade inmitten von SchülerInnen, die die Wahrheitskugel-App entwickeln. Bis auf ein paar Worte zu Beginn habe ich nichts gesagt und es hat mich bisher auch niemand um Hilfe gebeten, die Schüler arbeiten vor sich hin, sie haben das Klingeln zur Pause überhört und man hört schon überall die gesprochenen Antworten aus der „Wahrheitskugel“. Sie werden die App alle hinbekommen. Sehr gutes, verständliches Arbeitsmaterial, sehr gute Anleitung zum Selbermachen! Vielen Dank!“
„Der App Camps App Entwicklungskurs hat die besten Informatik-Materialien, die ich je gesehen haben. Vielen Dank dafür!“
„Hallo aus Paraguay! Wir arbeiten mittlerweile einige Wochen lang mit dem Kurs der App Entwicklung. Die Schüler machen großartige Fortschritte. Vielen Dank für euer ausführliches, vollständiges und vor allem ansprechendes Material!“
Alina Köpke studierte Medien und Information an der HAW Hamburg und war von September 2021 bis August 2022 Teil von App Camps. Als Werkstudentin unterstützte sie das Team in den Bereichen Social Media und Redaktion.