SWK fordert Informatik als Pflichtfach ab Schuljahr 2024
Die SWK fordert das Fach Informatik ab dem Schuljahr 2024/2025 verpflichtend einzuführen. Mit ihrem Gutachten aus dem September 2022 fordern sie tiefgreifende Veränderungen im ganzen Bildungssystem: von Kita bis zur Hochschule. Wer die SWK genau ist und welche Forderungen sie stellen, schauen wir uns im Folgenden gemeinsam an.
Was ist die SWK?
SWK ist eine Abkürzung und steht für Ständige Wissenschaftliche Kommission. Dieser unabhängigen Kommission gehören 16 BildungsforscherInnen aus unterschiedlichen Disziplinen an. Sie analysiert die aktuelle Lage und Probleme und empfiehlt auf Basis dieser Analyse der KMK (Kultusministerkonferenz) Lösungs- und Handlungsvorschläge. Mit ihrem neuesten Gutachten zielen sie auf eine Erneuerung des deutschen Bildungssystems, um es zukunftsfähig für die digitalen Anforderungen zu machen. Den aktuellen Stand der informatischen Bildung in Deutschland könnt ihr in unserem Artikel nachlesen.
1. Informatik in der frühkindlichen Bildung
Bereits in den frühkindlichen Bildungseinrichtungen sei digitale Medienbildung laut SWK unterentwickelt. Hier herrsche häufig ein bewahrpädagogischer Ton, statt der Förderung eines proaktiven und verantwortungsvollen Umgangs vor. Dabei gibt es bereits für diese Altersklasse geeignete Tools sowie spielerische Möglichkeiten das algorithmische Denken und Programmieren zu fördern und zu unterstützen. Um diese Chancen zu nutzen fordert die SWK zwei Dinge: zum einen digitale Medienbildung in die Bildungs- und Orientierungspläne der Länder als eine verpflichtende Aufgabe für die Kitaträger aufzunehmen und zum anderen in die Ausbildung der pädagogischen Fachkräfte zu integrieren.
2. Informatik in der Schule
Besonders in den allgemeinbildenden Schulen beurteilt die SWK den Handlungsbedarf hoch und fordert Informatik als Pflichtfach.
So soll in den Klassenstufen 1-4 die informatische Grundbildung in den Sachkundeunterricht integriert werden, um nötiges Grundwissen für das Fach Informatik ab Sekundarstufe 1 bereit zu stellen. Informatik soll hier verpflichtend ab dem Schuljahr 2024/2025 eingeführt werden, zunächst mit vier und später mit sechs Wochenstunden. Diese Stundenzahl bezieht sich dabei auf die gesamte Mittelstufe und kann sich daher auch auf mehrere Jahre aufteilen, z.B. drei Jahre Informatikunterricht zu je zwei Stunden.
Für die Sekundarstufe II sieht das Gutachten vor, das Fach Informatik auszubauen und dem MINT Bereich zuzuordnen, um damit ähnlich viele Schüler und Schülerinnen zu erreichen, wie mit den Fächern Physik oder Chemie. Zudem empfiehlt die SWK, dass eines der Abiturprüfungsfächer aus diesem Bereich gewählt werden muss.
Um die notwendigen Tools und Grundlagen zur Verfügung stellen zu können, rät die SWK das Programm des Bundesbildungsministeriums für die Einrichtung von „Kompetenzzentren für digitales und digital gestütztes Unterrichten in Schule und Weiterbildung im MINT-Bereich“ zu entfristen und dauerhaft zu implementieren. Natürlich könnt ihr auch auf unser kostenfreies Unterrichtsmaterial zurückgreifen.
3. Informatik in der Ausbildung
Auch für die berufliche Bildung sieht die SWK Handlungsbedarf. Demnach müssen mehr Lehrkräfte für die Informatik gewonnen werden. Ebenso sollen die Lehrpläne angepasst und die Digitalisierung im Studium und an der Hochschule fester implementiert und eingeübt werden.
Für die Lehrkräfteausbildung empfiehlt die SWK alternative Ausbildungswege zu ermöglichen. Hierzu schlägt die SWK kurzfristige und langfristige Qualifizierungsmaßnahmen sowie als Sofortmaßnahme verkürzte Fortbildungskurse vor. Darüber hinaus soll eine berufsbegleitende Ausbildung ermöglicht werden. Auch für Seiten- und Quereinsteiger sind Programme geplant. So soll der Einstieg für Menschen mit Abschlüssen aus dem informatischen Bereich erleichtert sowie ein berufsbegleitender Ein-Fach-Seiteneinstieg geschaffen werden.
Wenn du auch einen Quereinstieg als Informatiklehrkraft machst, empfehle ich dir die Teilnahme an unserer kostenfreien Zusatzqualifikation Informatische Grundbildung, um direkt mit allen notwendigen Infos und praktischen Tools in den Unterricht zu starten.
Auch an den Hochschulen soll geschraubt werden. Zum einen müsse laut SWK das Informatikstudium attraktiver gestaltet werden, indem zum Beispiel ein gleichgestelltes Ein-Fach-Studium auf den Weg gebracht wird. Insgesamt sollen digitale Inhalte für alle Lehramtstudierende weiter ausgebaut und gefestigt werden. Laut des Gutachtens gibt es bisher zu wenige Praxisphasen zur Erprobung digitaler Medien. Durch Einführung von Erfahrungsräumen, soll Raum für diese sowie die Reflexion der Nutzung geschafft werden. Eine Begleitung durch die Hochschule und spezielle pädagogische-technische AssitentInnen helfen den angehenden Lehrkräften dabei.
Dazu muss auch die digitale Kompetenz der DozentInnen an der Hochschule verbessert werden. Diese schätzen ihre eigenen Fähigkeiten bisher als niedrig ein. Um die Studierenden und deren digitale Kompetenzen zu fördern, braucht es daher laut SWK auch Qualifizierungsmaßnahmen in der Hochschulbildung.
In welchen Bundesländern gibt es Informatik bereits als Pflichtfach?
Bereits im Jahr 2020 wurde die Einführung des Pflichtfaches angekündigt, aktuell haben es nur fünf Bundesländer eingeführt: Bayern, Baden-Württemberg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen und das Saarland. Die Mehrheit der Bundesländer bietet das Fach Informatik ab der Klassenstufen 5 wahlweise an, einzig Mecklenburg-Vorpommern bietet es verpflichtend an. Die Bundesländer Hessen und Bremen stellen kein Angebot.
Vanessa ist studierte Medienpädagogin und arbeitet sowohl in der Erwachsenenbildung als auch mit SchülerInnen zusammen. Sie interessiert sich für die vielfältigen Anwendungs- und Einsatzmöglichkeiten digitaler Medien. Bei App Camps betreute sie bis Ende 2022 die Zusatzqualifikationen, hielt Webinare und unterstützte bei der Erstellung der Unterrichtsmaterialien.