Wie man als Schüler programmieren lernen kann

Felix ist Informatiker. Er hat bereits verschiedene Preise gewonnen, nimmt an Informatik-Wettbewerben teil, engagiert sich in Open Source Projekten und als Coach bei Coding Initiativen. Das Besondere: Felix ist Schüler und 16 Jahre alt. Das macht uns natürlich neugierig. Deshalb haben wir nachgefragt und es entstand ein tolles Interview, wie man als Schüler programmieren lernen kann.

Wer bist du und was machst du?

Mein Name ist Felix Wu, ich bin 16 Jahre alt und gehe in die elfte Klasse der Internatsschule Schloss Hansenberg im Rheingau. In meiner Freizeit mache ich viel Sport, verbringe Zeit mit Freunden und tue Dinge, die mit Informatik und Computern zu tun haben. Dazu gehört das Programmieren genauso wie das Erlernen der Theorie.

Ich beherrsche mittlerweile mehrere Programmiersprachen und nehme regelmäßig an (inter-)nationalen Wettbewerben teil. Außerdem bin ich als Tutor und Mentor auf Programmiermeetups und Events unterwegs. In letzter Zeit habe ich angefangen, Präsentationen auf Meetups zu halten und bin auch ziemlich aktiv in der Open Source-Szene. Das bedeutet, ich schreibe an Projekten mit, deren Code öffentlich zugänglich ist.

Wie hast du Programmieren gelernt?

Programmieren bringe ich mir größtenteils selber bei. Das war ganz am Anfang so, und das ist auch jetzt noch so, wenn ich neue Technologien erforsche. Angefangen habe ich damals mit 14 mit dem Buch “Programmieren lernen mit Java”, geschrieben von Hans-Peter Habelitz im Rheinwerk Verlag. Echt gutes Buch, kann ich nur weiterempfehlen.

Was gefällt dir so gut am Programmieren?

Die Fähigkeit, dem Computer genau sagen zu können, was man von ihm will, fasziniert mich. Es ist immer ein unglaubliches Erfolgserlebnis, zu sehen, wie der eigene Code funktioniert. Es ist also zum Einen der Spaßfaktor, zum anderen die Möglichkeit, sich vieles im Leben zu erleichtern, zu automatisieren – und das nicht alleine, sondern mit vielen anderen Programmierern zusammen.

Was war dein erstes Programm, das du geschrieben hast? Und auf welches Programm bist du besonders stolz?

Als allererstes natürlich “Hello World”. Das erste richtige Programm war dann glaube ich ein simpler Rechner auf der Kommandozeile (Zahl 1 eingeben, Operator auswählen, Zahl 2 eingeben -> Ergebnis). Wirklich stolz bin ich noch auf gar nichts, da ich noch ganz am Anfang meiner Karriere stehe und daher nichts wirklich “krass” ist. Zumindest was meine eigenen Projekte angeht. Was Open-Source angeht, bin ich stolz auf 30-seconds-of-code, eine Kollektion von nützlichen JavaScript Code-Schnipseln, die auf unserer Webseite sichtbar sowie als Bibliothek importierbar sind. Mit 19.000 Github-Sternen generierte dieses Projekt zu “Hochzeiten” 10.000 Aufrufe pro Woche!

Welche Unterlagen oder Bücher empfiehlst du, um programmieren zu lernen?

Wer stark in Englisch ist, dem würde ich Online-Kurse empfehlen – sogenannte MOOCs, bekannte Anbieter sind da edX, Coursera und Udacity. Udacity verteilt übrigens auch Stipendien für ihre Premium-1000€-Kurse, die aber verdammt gut sind. Udemy ist auch sehr empfehlenswert, die 10/20€ sind es nämlich absolut wert. Auch sehr gut ist codecademy – die Oberfläche sieht super aus, ist einfach zu bedienen und man lernt schnell und praxisnah. Meine persönliche Empfehlung für den ersten Einstieg ins Programmieren wäre trotzdem der Griff zu den Printmedien. Da kann man sich bei bekannten Büchern der Qualität des Inhalts sicher sein.

Für Java hat mich wie bereits erwähnt “Programmieren lernen mit Java” überzeugt. “Java ist auch eine Insel” ist ebenfalls ein Klassiker (Beides vom Rheinwerk Verlag). Für kurze Crash Courses zu speziellen Themen, Sprachen etc. greife ich öfters zu YouTube, doch für ein ganzes Tutorial würde ich YouTube wirklich nicht empfehlen.

Dein Tipp: welche Programmiersprache ist am besten geeignet für den Einstieg in die Programmierung?

Python oder Java. Auf keinen Fall Javascript, auch wenn dies sehr verlockend erscheint und viele Jüngere, die ohne gedruckte Literatur ins Programmieren einsteigen, sich mit YouTube Tutorials JavaScript beibringen – JavaScipt macht einfach viel zu viele anfangs unverständliche, seltsame Dinge.

Welche Events, Initiativen, Angebote kannst du Schülerinnen und Schülern empfehlen, die sich für das Thema Programmieren lernen interessieren?

Empfehlenswert sind Meetups, da gibt es quasi in jeder Stadt regelmäßig Treffen zu verschiedenen Technik-Themen oder Programmiersprachen. Schüler aus größeren Städten können den CCC (Chaos Computer Club) oder das CoderDojo aufsuchen, speziell in Deutschland gibt es auch noch die OK Labs. Man kann auch einfach mal nach Hackathons in seiner Gegend suchen, da gibt es eigentlich überall welche. Hackathons sind Coding-Veranstaltungen, bei welchen man in meistens 24/48h mit einem Team ein Projekt durchprogrammiert.

In welchen Initiativen engagierst du dich zur Zeit?

Ich bin Mentor beim CoderDojo in Wiesbaden sowie beim RGSoC, einem internationalen Wettbewerb für weibliche Studenten, bei welchem es um das Beitragen zu Open-Source Projekten geht. Ich halte seit Kürzerem Talks auf Meetups, bisher im Kreis Frankfurt/Wiesbaden und fungiere hin und wieder als Coach auf Events und Hackathons.

Was sind deine Pläne für die die Zeit nach der Schule?

Entweder ein Jahr mit Praktika oder direkt das Informatikstudium – wahrscheinlich in Cambridge, Zürich oder München.

Vielen Dank, lieber Felix für das Interview. Wir wünschen dir weiterhin viel Spaß beim Programmieren!

Portrait Diana Knodel

Dr. Diana Knodel hat Informatik mit Schwerpunkt Psychologie studiert und in verschiedenen Rollen im IT Bereich gearbeitet. Ihre Begeisterung für Informatik will sie weitergeben. Darum hat sie 2014 mit Philipp die gemeinnützige Organisation App Camps gegründet.